Aus der SAP Freiberuflichkeit in die Festanstellung?

Okt 2020 | Freelancer, Karriere

SAP Freelancern bietet die Freiberuflichkeit viele Vorteile wie etwa hohe Verdienstmöglichkeiten und Freiheit bei der Projektauswahl. Jedoch können Gegensätze zur Festanstellung, wie die große Eigenverantwortung sowie Risiken einer schwierigen Auftragslage – wie aktuell durch die Corona-Krise – zur Belastung werden.

SAP Freiberuflichkeit vs. Festanstellung

Sicherer Hafen? Viele SAP Freelancer erkennen nach einigen Jahren in der Freiberuflichkeit, dass auch eine feste, sozialversicherungspflichtige Stelle attraktive Vorteile bietet. Häufig ist der Wunsch nach mehr Work-Life-Balance und Planungssicherheit schließlich ausschlaggebend, weshalb SAP Freelancer den Schritt von der Freiberuflichkeit in eine Festanstellung erwägen. Eine klare Entscheidung und frühzeitige Planung sind jedoch wichtig, damit der Wechsel auch erfolgreich gelingt. Bevor Berater deshalb in den Bewerbungsprozess eintreten, sollten sie im Vorfeld folgende fünf Punkte überdenken.

1. Zukunftssicherheit und soziale Absicherung

Freiberufler sind für ihren Projektvertrieb verantwortlich, deshalb müssen sie gut vernetzt sein, um immer wieder Folgeprojekte akquirieren zu können. Häufig ist der hohe Aufwand des Vertriebs ihrer eigenen Tätigkeit einer der Hauptgründe für Freelancer, in die Festanstellung wechseln zu wollen. Hinzu kommt stets das Risiko eines Krankheitsausfalls oder einer schlechten Auftragslage. Verzögert sich der Start von Projekten oder zerschlagen sich mehrere Projekte hintereinander, kommt es zu Gehaltsausfällen. Mit zunehmendem Alter suchen daher viele Freelancer nach einer Festanstellung, um mehr Zukunftssicherheit zu erreichen.

Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Anspruch auf Rente und Arbeitslosengeld sowie ein monatlich fixes Gehalt bieten mehr Planungssicherheit: Festangestellte SAP-Fachkräfte profitieren von einer hohen sozialen Absicherung, und gerade Berater mit Familie schätzen diese Vorteile. Freelancer müssen eine hohe Auslastung erreichen, konsequent Geld zurücklegen oder sich teuer freiwillig versichern, um eine ähnlich gute Absicherung zu erzielen.

2. Einkommen: Umsatz versus Gehalt

In der Freiberuflichkeit können qualifizierte SAP-Fachkräfte mit entsprechender Erfahrung häufig einen Tagessatz von deutlich über tausend Euro verlangen. Bei durchgehend guter Auslastung macht dies in der Spitze durchaus 200.000 bis 250.000 Euro pro Jahr aus. Jedoch ist der Urlaub von Freiberuflern unbezahlt – falls sie sich diesen angesichts drängender Projekte und Projektakquise überhaupt gönnen. Auch müssen wirtschaftlich schwächere Zeiten eingeplant werden, in denen Freelancer eventuell keine Einnahmen verzeichnen. Eine Regelmäßigkeit im Einkommen können Freelancer nicht voraussetzen, was eine Planung für Jahre im Voraus schwierig macht.

Im Vergleich hierzu liegen beispielsweise festangestellte Senior-Berater in einem Consultinghaus bei 80.000 bis 110.000 Euro pro Jahr. Bei Führungspositionen in Festanstellung sind 110.000 bis 140.000 Euro und teilweise auch mehr möglich, je nachdem, welche genaue Rolle der Berater ausführt. Im Inhouse-Bereich bei SAP-Anwenderunternehmen fallen die Gehälter durchschnittlich circa 10 bis 15 Prozent geringer aus.

SAP-Freiberufler sollten sich jedoch darüber bewusst sein, dass beim Wechsel in die Festanstellung eine Führungsposition in der Regel nicht möglich ist, da ihnen meist die nötige Linienverantwortung fehlt. Daher scheitert bei den meisten Freelancern der Wechsel in die Festanstellung an einer nicht abbildbaren Gehaltsvorstellung. Denn dort, wo die Gehaltsvorstellung realistisch wäre – nämlich in einer Führungsposition – werden diese Fachkräfte von Unternehmen nicht gesehen, weil sie häufig keine entsprechende Führungserfahrung in der Linienorganisation vorweisen können.

3. Reisetätigkeit und Work-Life-Balance

In der Regel sind Freelancer circa 60 bis 80 Prozent ihrer Arbeitszeit unterwegs und gewohnt, drei bis fünf Tage pro Woche beim Kunden vor Ort an Projekten zu arbeiten. Manche Freelancer bauen sich zwar einen Arbeitgeberstamm in ihrer Region auf und nehmen gegebenenfalls niedrigere Tagessätze in Kauf, um ihre Reisetätigkeit zu reduzieren, jedoch ist dies nicht der Standard. Die meisten Freiberufler setzen auf finanziell oder fachlich attraktive Projekte und sind dafür uneingeschränkt mobil.

In einer Festanstellung sind SAP-Fachkräfte nicht automatisch besser aufgehoben, wenn sie weniger reisen möchten. Auch im Consulting-Bereich arbeiten Fachkräfte vor Ort bei Unternehmen an Projekten und haben im Allgemeinen eine hohe Reisetätigkeit. Berater, die weitgehend ohne Reisetätigkeit auskommen möchten, sollten interne Stellen bei SAP-Anwenderunternehmen anstreben. Wer hier Verantwortlichkeit für die Aufrechterhaltung der Systeme trägt, geht normalerweise nur in Einzelfällen auf Geschäftsreise.

4. Fachliche Weiterentwicklung

Freelancer sind in der Regel fachlich sehr stark spezialisiert. Die Chancen, sich insgesamt weiterzuentwickeln, sind im Vergleich zur Festanstellung überschaubarer, weil das äußere Interesse eines Arbeitgebers zur Weiterbildung fehlt. Oft werden Freiberufler immer wieder für die gleichen oder sehr ähnliche Projekttätigkeiten engagiert, in denen sie bereits Expertise haben. Daher besteht die Gefahr, dass sie, vertieft in ihr Tagesgeschäft, zu spät bemerken, dass sie seit Jahren an den gleichen oder veralteten Themen arbeiten, und ihr Lebenslauf deshalb Schwächen aufweist.

In der Festanstellung liegt das Thema Weiterbildung dagegen beim Arbeitgeber. Vor allem Beratungshäuser haben ein großes wirtschaftliches Interesse daran, dass sich ihre Mitarbeiter systematisch weiterentwickeln und Fachkenntnisse zu den neuesten SAP-Themen konsequent aufbauen. Consultinghäuser schulen ihre Berater regelmäßig und akquirieren gezielt fachlich interessante Projekte, um die entsprechende Praxiserfahrung bei ihren Mitarbeitern zu fördern und selbst zukunftsfähig zu bleiben.

5. Klare und langfristige Entscheidungen treffen

Im Bewerbungsprozess sind Ex-Freelancer für Unternehmen stets zunächst mit Risiko behaftete Kandidaten. Arbeitgeber sind nicht gewillt, den hohen Aufwand einer Neueinstellung von Interviewprozess und Vertragserstellung einzugehen, wenn der Bewerber eventuell in der Probezeit oder sogar vor Vertragsunterzeichnung für den nächsten freiberuflichen Auftrag wieder abspringt. Daher ist es besonders wichtig, klar zu kommunizieren, dass die Festanstellung nicht nur eine Notlösung aufgrund mangelnder Projektauslastung ist.

Auch mittelfristig ist sprunghaftes Verhalten zwischen Freiberuflichkeit und Festanstellung problematisch für den Lebenslauf. Denn nach einigen Jahren nimmt dies Fachkräften schließlich die Entscheidungsfreiheit, in eine Festanstellung zu gehen, da er potenzielle Arbeitgeber abschreckt. Eine zwischenzeitliche Freiberuflichkeit von Fachkräften, die bisher festangestellt waren, jedoch aufgrund eines schwächeren Arbeitsmarkts wie durch die Corona-Krise keine Festanstellung finden, sind jedoch gut begründbar und unproblematisch.

Erfolgreicher Wechsel von der SAP Freiberuflichkeit in die Festanstellung durch strategische Zielsetzung

Ob SAP Freiberuflichkeit oder Festanstellung – egal, für welchen Weg sich SAP-Fachkräfte entscheiden, sollten sie sich klare strategische Ziele setzen, wo sie in den nächsten Jahren stehen möchten und sich über die Unterschiede der beruflichen Anforderungen und persönlichen Investitionen bewusst sein. Berater, die ihre Arbeitszeit dauerhaft gut vermarkten können und über ein Geschäftsmodell verfügen, um langfristig gefragt zu bleiben, sind in der Freiberuflichkeit mit ihren finanziellen Vorteilen und wirtschaftlichen Risiken gut aufgehoben. Auf der anderen Seite steht der Wunsch nach mehr Sicherheit und Work-Life-Balance, weshalb SAP-Fachkräfte in eine Festanstellung wechseln möchten. Hierfür sollten sie die möglichen finanziellen Einbußen gegen die nicht-monetären Vorteile im Vorfeld ausführlich abwägen. Beratern, die diese Punkte eingehend durchdacht haben, steht einem erfolgreichen Wechsel nichts im Wege.

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